Zukunft der Arbeit

In den Medien kursieren seit einiger Zeit teils beängstigende Theorien zum Verlust von Tausenden Arbeitsplätzen – und zwar nicht nur im produzierenden Gewerbe, wo der Einsatz von Robotern längst zum Alltag geworden ist. Zweifelsohne werden künftig vor allem automatisierbare Aufgaben von Maschinen übernommen werden und manche Berufe wird es in wenigen Jahren nicht mehr geben. Inzwischen können Künstliche Intelligenzen in Teilen bereits bessere Diagnosen als menschliche Ärzt:innen stellen, da sie weitaus mehr Daten innerhalb kürzester Zeit verarbeiten können. Sogar Musikstücke werden von Künstlichen Intelligenzen komponiert, ebenso wie Bilder gestaltet und seit neuestem sogar Texte verfasst, bei denen man nicht mehr erkennen kann, ob sie von Menschen oder Maschinen geschrieben wurden. Die Ängste vor dem Verlust und Wandel von Berufen gilt es ernst zu nehmen. Demgegenüber haben sich die Arbeitsplätze vieler Menschen, beispielsweise in der Produktion der Autoindustrie, auch entscheidend verbessert. So können gefährliche oder eher unbeliebte Tätigkeiten künftig von Maschinen übernommen werden, sodass Menschen mehr Kapazitäten für sinnstiftende Tätigkeiten haben.

Künstliche Intelligenz
Bei den Stichworten ‚Künstliche Intelligenz‘ und ‚autonome selbstlernende Maschinen‘ stellen sich schon jetzt viele ethische Fragen. Was macht etwa den Menschen gegenüber selbstlernenden Maschinen aus? Gibt es Fähigkeiten, bei denen der Mensch Maschinen auch langfristig überlegen sein wird? Beim Thema Anthropologie und Menschenbild haben Kirche und Theologie traditionell eine hohe Expertise, die es nun in den gesellschaftlichen Diskurs einzuspielen gilt. Wer übernimmt beispielsweise die Verantwortung bei Unfällen mit autonom fahrenden Fahrzeugen? Können selbstlernende Maschinen Subjekte von Schuld und auch Vergebung sein? Es wird darum gehen, moralisch relevante Situationen bereits vorab zu identifizieren und die Algorithmen entsprechend zu programmieren. Ebenso muss nicht das technisch Mögliche und Machbare unsere Innovationen steuern, sondern die Werte, die uns als Gesellschaft wichtig sind, sollten sich auch in neuen digitalen Technologien widerspiegeln.

Gerechtigkeit
Des Weiteren stellen sich Fragen der Gerechtigkeit in unterschiedlichen Feldern der Wirtschaft und Arbeitswelt auf neue Weise: wie z.B. bei der Verlagerung von Produktionsarbeit in sogenannte Billiglohnländer im Zuge der Globalisierung und damit zusammenhängend unserer Verantwortung für Arbeitsbedingungen in anderen Teilen der Erde. Oder aber die Verteilung von Erwerbsarbeit und Care-Arbeit zwischen den Geschlechtern. Bis heute übernehmen Frauen, selbst wenn sie Vollzeit erwerbsarbeiten, durchschnittlich mehr Sorgearbeit in den Familien als Männer. Familienbedingte Auszeiten für Kindererziehung oder die Pflege Angehöriger und die Reduzierung auf Teilzeitstellen wiederum sind eine der Ursachen für den sogenannten Gender Pay Gap, also die aktuell knapp 20prozentige Lohnlücke zwischen Männern und Frauen.

Diffundierung der Arbeitszeit
Oder im Blick auf unseren Arbeitsalltag: Welchen Einfluss nimmt die ständige Erreichbarkeit und Verfügbarkeit digitaler Technologien im Hosentaschenformat, also das Smartphone, auf die Work-Life-Balance oder auf gesetzliche Regelungen zum Arbeitsschutz? Bei allen Vorteilen, die die Vernetzung digitaler Technologien uns auf den ersten Blick ohne Frage bringt, müssen wir auf den zweiten Blick doch auch immer wieder danach fragen, was das mit uns macht. Wann kann ich als Mensch auch mal bewusst offline gehen? Ist es auf Dauer gesund, wenn Arbeit und Freizeit zunehmend miteinander verwoben sind und zeitlich ineinanderfließen? Erleichtert das Homeoffice tatsächlich die Vereinbarkeit von Beruf und Familie oder steigt dadurch sogar die Mehrfachbelastung arbeitender Eltern?

Bildung und lebenslanges Lernen
Die gesellschaftliche Entwicklung der letzten Jahrzehnte hat gezeigt, dass Bildung einen immer höheren Stellenwert erlangt. Ebenso sind lebenslanges Lernen und die Bereitschaft zur beruflichen Weiterbildung angesichts der rasanten Weiterentwicklungen der digitalen Technologien mittlerweile in allen Berufszweigen unabdingbar geworden. Unternehmen fragen sich, welche Fähigkeiten sie im Zuge der Digitalisierung der Arbeitswelt künftig in ihrer Belegschaft brauchen und wie diese sukzessive aufgebaut werden können. Damit steigen nicht nur die Ansprüche an den und die Einzelne, sondern wir müssen uns als Gesellschaft auch Gedanken darüber machen, wie künftig die Einbindung weniger bildungsaffiner Milieus gelingen kann. Insbesondere wenn einfache Routinetätigkeiten zunehmend von Maschinen übernommen werden. Daneben geht es im Sinne eines protestantischen Bildungsverständnisses auch um eine „digital literacy“ also eine IT-Alphabetisierung und digitale Gestaltungsfähigkeit der gesamten Bevölkerung. Es reicht nicht aus, digitale Techniken nur zu nutzen, sondern es wird zunehmend wichtiger, deren Programmierung und die zugrundeliegenden Algorithmen auch zu verstehen. Denn dies ist die Voraussetzung, um sich bewusst für oder gegen eine Nutzung zu entscheiden oder noch besser, diese dann auch in einem menschlichen Sinne aktiv mit zu gestalten.

„Digitale Freiheit jetzt auch gestalten!“

Pressemitteilung des Arbeitskreises Evangelischer Unternehmer e.V.

Arbeitskreis Evangelischer Unternehmer würdigt EKD-(Digitalisierungs-)Denkschrift „Freiheit digital“ Mit der am 22. April 2021 veröffentlichten Denkschrift „Freiheit digital. Die Zehn Gebote in Zeiten des digitalen Wandels“ nimmt ...

Weiterlesen

„Roboter statt Fachkräfte?“

Gemeinsame Pressemitteilung des Neuen Evangelischen Forums Moers und der Evangelischen Akademie im Rheinland

Fachleute zu Chancen und Herausforderungen von digitaler Hilfstechnik im Pflegebereich (Bonn, 02.03.2021) Die Zahl der Pflegebedürftigen steigt. Doch Fachkräfte in Krankenhaus und Pflege fehlen. Kann digitale ...

Weiterlesen

China – Partner oder Konkurrent?

Videodokumentation einer Online-Podiumsdiskussion

Am 25. November 2020 fand die Online-Podiumsdiskussion „China – Partner oder Konkurrent?“ statt. Zur Diskussion stand das Umdenken in Bezug auf die aktuellen Beziehungen zwischen ...

Weiterlesen