Mit „Marx, Raiffeisen und Co.“ auf der Suche nach Alternativen

Ein Reformer und ein Revolutionär

Auf die Spuren von „Raiffeisen, Marx und Co.“ begibt sich SWR-Radiojournalistin Nela Fichtner in einem Beitrag für die Reihe „Glauben“. Sie stellt den Reformer Friedrich Wilhelm Raiffeisen und den Revolutionär Karl Marx als Visionäre vor, deren Ideen für eine gerechte Wirtschaft auch heute inspirieren. Dabei entdeckt sie  Genossenschaften, die vor allem ökologisch und fair wirtschaften wollen.

Christentum und Marxismus

„Es gibt eine Gemeinsamkeit in der Suche nach Gerechtigkeit, vor allem da, wo es um Ermöglichung von Chancen geht“ erklärt Michael Hartmann, stellvertretender Leiter der Evangelischen Akademie zu Berlin zum Verhältnis von Christentum und Marxismus. Marx habe eine Analyse des Kapitalismus geliefert, die Hinweise geben könne, wo Dynamiken in diesem System bestehen, die menschliche Selbstverwirklichung und menschliche Lebenschancen behindern.

„Der Kapitalismus braucht Moral“, betont Prof. Dr. Gerhard Wegner, Leiter des Sozialwissenschaftlichen Instituts der Evangelischen Kirche in Deutschland. Er könne zudem ohne Vertrauen nicht funktionieren – in den Unternehmen, aber auch im Verhältnis zu den Kunden. Aber auf der anderen Seite sei Moral immer auch ein Mittel, um Alternativen zum Kapitalismus zu entwickeln.

Argumente für Genossenschaften

„Genossenschaften sind wertegebunden und man muss auf die Werte achten“ sagt Ökonom Prof. Gustav Horn von der Hans-Böckler-Stiftung. „Sie können eine Alternative im Kapitalismus sein, Genossenschaften können aber auch missbraucht werden.“ Große Genossenschaften wie Rewe oder Edeka würden kaum noch als solche wahrgenommen werden.

Andererseits betont der Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland, Manfred Rekowski: „Wir haben das ja bei der Bankenkrise gesehen, da waren die genossenschaftlich organisierten Kreditinstitute nicht Teil des Problems, sondern sie waren Teil der Lösung.“ Das ist für den Theologen eines der stärksten Argumente für Genossenschaften.